Glücksfälle

Drehe deinen eigenen Film

Bist du der Mittelpunkt deines Lebens, wünschst du für dich das Allerbeste oder nimmst du bloß die Statistenrolle ein?

Bist du der Zuschauer deines Lebensfilmes in dem andere Personen -  und nicht du - die Regie führen? Welches Stück spielt auf deiner Bühne? Wird ein Drama mit dir in der Hauptrolle aufgeführt, ein Komödchen, ein Lustspiel oder gar ein Thriller? Drehe deinen eigenen Lebensfilm, Änderungen jederzeit vorbehalten. Du kannst die Rollen tauschen, wie es dir gefällt. Du bist nicht nur auf eine einzige Rolle in deinem Lebensstück festgelegt.

Du bist der/die RegisseurIn, HauptdarstellerIn, DrehbuchautorIn, BeleuchterIn, Putzfrau/mann und DramaturgIn in einer Person! Du wählst deine Mitspieler und den Titel des Stücks. Du bestimmst den Ort und die Zeit deiner Aufführung!

Mein persönliches Stück war ein Familiendrama mit glorreichen Helden und armen Opfern, bis ich eines Tages die Nase vom guten armen Opfer wirklich gestrichen voll hatte und die glorreichen Helden nicht mehr gar so ernst nahm. Da meine Mitspieler, sprich Familie, sich weigerten, ein neues Stück auf den Spielplan zu setzen, stieg ich gleich aus dem gesamten Stück aus. Die alten Rollen wurden neu besetzt und das ganze Ensemble zog weiter in eine andere Stadt. Ich entschied mich für ein eigenes neues Stück und gab ihm den Titel: „Mein glückliches Leben“. Es hat sich, nach einer kurzen Probezeit, als Erfolgsgarant heraus gestellt. Inzwischen variiere ich die Schauplätze und gebe Gastvorstellungen in Brasilien, Italien, Ottakring und Thailand. Mittlerweile hat sich sogar das Ensemble vergrößert.

Eine Frau mit Bedeutung

Christa kam in meine Praxis, weil ihr Ehemann sich mit dem gemeinsamen Geld und ihrer besten Freundin aus dem Staub gemacht hatte. Für sie war eine Welt zusammengebrochen. Sie war in ihrer Ehe glücklich gewesen! Sie fühlte sich jetzt gänzlich unverstanden. Für sie war es immer wichtig gewesen, Fritz, ihrem Mann, das Leben schöner und leichter zu machen! In der Ehe müsse halt immer einer zurückstecken, und ihr wäre das aus Liebe zu ihrem Mann ganz leicht gefallen. Außerdem hätten ihre Wünsche auch gar keine Bedeutung gehabt, so groß waren sie gar nicht.

Ihre eigene Bedeutungslosigkeit machte sie auch jetzt noch ganz stolz. Ihr Ego strahlte ob dieser Leistung und lächelte selig vor sich hin, fühlte sie sich – trotz dieser Misere in ihrem Leben – immer noch edel und gut.

Das Dumme an der Geschichte war allerdings, ihre beste Freundin gab jetzt ihr ganzes Geld mit vollen Händen aus (und noch dazu mit Fritz!). Für sie blieb gerade das geringe Gehalt einer Halbtagsverkäuferin.

Sie hatte jetzt die Wahl: sich bedeutungslos, jedoch „hilfreich, edel und gut” zu fühlen oder sich selbst und den Bedürfnissen in ihrem eigenen Leben endlich den Stellenwert zu geben, der ihr zustand. Es war an der Zeit, eine neue Rolle in ihrem ganz persönlichen Lebensstück ein zu nehmen, die Hauptrolle musste von Christa neu besetzt werden.

Als Dramaturgien legte sie die neue Rolle als bedeutungsvoll, lebendig, sensibel, tatkräftig und voller Lebensfreude an.

Um es ganz real auszudrücken: sie musste sich entscheiden, Fritz vor Gericht zu bringen oder selbst den Rest ihres Lebens mit wenig Geld zu verbringen.

Sie entschied sich für ihre Bedeutung, die Lust am Leben, den Spaß und – das Geld.

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